Was ist ein Heiliger?

 

Tobias ging mit seiner Mutter einkaufen. Auf dem Weg zum Markt kamen sie an einer großen Kirche vorbei. Tobias schaute an der Kirche hoch und sagte zu seiner Mutter: „Schau mal, wie dreckig die großen Fenster sind. Die sehen aber gar nicht mehr schön aus.“

Die Mutter sagte gar nichts, sondern ging mit Tobias in die Kirche hinein. Tobias staunte, als er jetzt die großen Fenster sah. Denn von innen sahen sie gar nicht dreckig aus. Sie leuchteten vielmehr in bunten Farben. Tobias sah sich zusammen mit seiner Mutter die verschiedenen Fenster genau an. Vorne war ein auffallend schönes Fenster. Denn die Sonne schien direkt durch das Fenster, so dass alle Farben wunderschön leuchteten. Auf dem Fenster war ein Heiliger zu sehen. Und Tobias fragte seine Mutter: „Wer ist das?“ - „Da vorne“, antwortete seine Mutter, „das ist der heilige Martin.“ Die Mutter erzählte Tobias noch einmal die Geschichte vom heiligen Martin. Sie berichtete, wie gut der heilige Martin zu den Menschen war und wie er so ihr Leben heller gemacht hat.

Einige Tage später saß Tobias in der Schule. Der Religionslehrer fragte auf einmal: „Wer von euch kann mir sagen, was ein Heiliger ist?“ Da war großes Schweigen in der Klasse angesagt, bis sich Tobias wieder an die Kirchenfenster und an die Geschichte vom heiligen Martin erinnerte, sich meldete und sagte: „Ein Heiliger, das ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint.“

Nach H. Engel 

 

4. Dezember Barbara

Info

Barbara (= die Fremde) war die Tochter eines reichen Kaufmanns in Kleinasien, die um das Jahr 300 zum christlichen Glauben fand und sich taufen ließ. Als der Vater das erfuhr, versuchte er, sie durch Gefangenschaft in einem Turm umzustimmen. Sie aber bleibt ihrem Glauben treu und starb als Märtyrerin. Barbara wird als Schutzpatronin der Bergleute verehrt. Am 4. Dezember ist es Brauch Kirschzweige o.ä. in eine Vase zu stellen, die dann an Weihnachten blühen.

 

Von Barbara zu Barbara

 

Liebe Barbara,

heute habe ich einiges über dich gelesen, und vor allem habe ich viele Bilder angeschaut, die im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Künstler von dir angefertigt haben. Dabei fiel mir plötzlich ein, ich könnte dir doch einmal einen Brief schreiben, von „Barbara zu Barbara“.

Man erzählt von dir, dass du um das Jahr 306 gestorben bist, d.h. du bist hingerichtet worden, weil du Christin warst. Und das hast du auch noch deinem Vater zu verdanken. Ich kenne diese Legende schon so lange, wie ich zurückdenken kann. Und doch bin ich heute noch einmal darüber ins Nachdenken gekommen. Und so kamen Fragen auf, die ich dir gerne stellen würde: Wie hast du dich damals gefühlt, als du in diesem  Turm eingesperrt warst? Was hast du wohl gefühlt und gedacht, als du erfahren hast, dass dein eigener Vater, der dich doch eigentlich liebte, töten wollte? Wie als warst du wohl damals? Gleichzeitig stelle ich mir die Frage: Wäre mein eigener Glaube so stark, dass ich das ertragen, hinnehmen könnte?

Du hast damals so viel Dunkelheit erleben und aushalten müssen. Und doch bist du nicht verzweifelt. Du bist stark geblieben. Aber ich glaube, dass du zwischendurch auch sehr verzweifelt warst, dass du nach dem Licht am Ende des Tunnels gesucht hast, dass für dich der Stern am dunklen Himmel geleuchtet hat, dass du Kraft und Halt in  und durch Gott gefunden hast.

Kürzlich war ich in Österreich im Urlaub. Dort fährt man viele Straßen durch einen Tunnel. Und mir fiel auf, dass vor vielen Tunnelröhren eine Darstellung von dir angebracht ist. Du bist für viele Menschen ein Zeichen dafür, dass es am Ende eines Tunnels Licht gibt.

Weißt du eigentlich, dass es einen Brauch der Barbarazweige gibt? Dieser Brauch ist aufgrund der Legende entstanden, in der es heißt, dass sich ein Kirschbaumzweig in deinem Kleid verfing, als du auf dem Weg ins Gefängnis warst. Diesen Zweig hast du dann ins Wasser gestellt. Und am Tag deiner Hinrichtung blühte dieser Zweig. Und du sollst daraufhin gesagt haben: „Du schienst wie tot, aber du bist aufgeblüht zu neuem Leben. Ich glaube, so wird es auch mit mir sein. Wenn sie mich töten, dann wird mein Tod das Tor zu einem neuen Leben.“

 

Barbara ich wünsche mir, dass ich von dir nicht nur meinen Namen habe, sondern dass ich ein wenig von deinem Mut, von deiner Standhaftigkeit, von deiner Treue, von deinem Glauben erhalte. Ich wünsche mir auch, dass ich erkenne, wenn andere mich brauchen, wenn ich anderen „Licht“ sein soll.

 

Es grüßt dich herzlich

Barbara

Büchertipp: „Liebe Barbara!“ von Michael Graff, Schwabenverlag. Die heilige Barbara schreibt einer Barbara einen Brief. Michael Graff hat inzwischen zu vielen Heiligen und Namenspatronen ein entsprechendes Büchlein herausgegeben.